Schloss Lanke
Jahrelang stand Schloss Lanke leer. 2008 kauften drei Berliner Familien das zuletzt als Krankenhaus genutzte Gebäude bei Wandlitz und brachten damit neues Leben in den einstigen Prunkbau. In mehrjähriger Detailarbeit restaurierten Andra Schumann und ihre Mitstreiter das verfallene Schloss und versuchten dabei möglichst viel von der historischen Bausubstanz des zwischen 1856 und 1858 von Eduard Knoblauch errichteten Renaissancebaus zu erhalten. Heute bieten die Gastgeber, die selbst im denkmalgeschützten Schloss leben, insgesamt acht Ferienwohnungen auf dem Anwesen an. Die Wohnungen sind mit antikem Mobiliar individuell eingerichtet und durch moderne Ausstattungselemente ergänzt worden. In Anlehnung an den einstigen Besitzer, Graf Wilhelm von Redern, der als Schlüsselfigur des Berliner Geisteslebens seiner Zeit galt, sind sie jeweils einer Persönlichkeit aus der Berliner Kulturszene der 1850er Jahre gewidmet. Neben den Appartements stehen den Gästen die Bibliothek, der Gartensaal mit Terrasse sowie der weitläufige Schlosspark mit altem Baumbestand und Liegewiese zur Verfügung. Sie bieten Gelegenheit für Begegnungen und sind regelmäßig auch Austragungsort für wechselnde Kunst- und Kulturveranstaltungen. Schloss Lanke liegt in ruhiger und idyllischer Umgebung nur 40 Minuten vom Berliner Stadtzentrum entfernt. Von der wald- und seenreichen Schorfheide eingerahmt ist das Barnimer Land ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge und Entdeckungen in die Natur.
Frau Schumann, Sie haben Schloss Lanke als Bauherrengemeinschaft gekauft und in privater Initiative saniert. Wie sind Sie zur „Schlossherrin“ geworden?
Als „Schlossherrin“ sehe ich mich nicht und ich glaube, ich kann da auch für meine Mitstreiter sprechen. Eher sehen wir uns als Bewohner eines schönen Hauses, welches immer noch und auch in Zukunft unsere Aufmerksamkeit und Pflege braucht – also eigentlich sind es eher „wir im Dienste von Schloss und Park“.
Wie zeitaufwendig waren die Sanierungsarbeiten am Haus?
Im Jahr 2010 haben wir mit der restauratorischen Sondierung und Entkernung der Krankenhauseinbauten begonnen, ab Mitte 2010 dann die komplette Haustechnik erneuert und kleinere statische Sanierungen vorgenommen. Im Mai 2011 haben wir mit dem Innenausbau angefangen und 2012/13 sind wir drei mit unseren Familien eingezogen. Bis zum Jahresende 2014 werden alle Ferienwohnungen fertig sein. Insgesamt haben wir also vier Jahre relativ kontinuierlich am Haus gebaut – größtenteils mit Firmen aus der Umgebung, aber auch mit einem eigenen Mitarbeiterstamm und ein bisschen auch in Eigenleistung.
Bei der Gestaltung der Ferienwohnungen haben Sie viel Wert auf eine detailgetreue Einrichtung gelegt. Wovon haben Sie sich inspirieren lassen und woher stammt das Mobiliar?
In Abstimmung mit dem Denkmalamt haben wir uns auf die Rekonstruktion des Zustandes aus dem Jahr 1858, also nach dem Bezug durch den Grafen von Redern, eingespielt. Wir haben daher auch versucht, Möbel oder Möbel mit entsprechenden Ornamenten aus dieser Zeit zu finden. Großteils stammen diese aus Belgien, Frankreich und Südwestdeutschland – allesamt bei ebay gekauft. Ergänzt und aufgebrochen wird das Ganze aber immer wieder durch moderne Möbel oder Designklassiker aus den letzten 50 Jahren. Der richtige Mix ist da entscheidend und bei jedem von uns auch sehr unterschiedlich.
Welche Urlaubsgäste wollen Sie mit Ihrem Konzept ansprechen?
Wir möchten vor allem junge Leute ansprechen und vermarkten dementsprechend ausschließlich über Onlineportale oder unsere eigene Homepage. Sehr gutes Feedback bekommen wir von Gästen, die zum konzentrierten Arbeiten rauskommen. Außer Natur ist hier nicht viel. Dafür kann man sie meist allein und völlig ungestört genießen – perfekt, um den Kopf frei zu bekommen. Wir haben ganz bewusst auf Fernseher etc. in den Ferienwohnungen verzichtet. Auch Künstler zählen zu unserem Stammpublikum – um mal ein Buch fertig zu schreiben, das Schloss als Filmkulisse zu nutzen oder Inspiration für ein neues Stück zu finden. Und so schließen wir auch hin und wieder Mietverträge über 1 oder 2 Monate ab.
Nicht nur die Ferienwohnungen sondern auch Schloss und Garten sind für Besucher zugänglich. Privates Refugium und öffentlicher Ort – lässt sich das gut vereinbaren?
Bisher ja, sehr gut. Auf 2,5 ha Park verteilen sich maximal 30 Personen im Haus ganz gut. Es gibt ganz verschiedene Plätze und individuelle Orte im Park und im Haus, so dass man sich aussuchen kann, ob man eher die gesellige Terrasse von 60 m² mit zwei oder drei anderen Personen teilt oder lieber allein den Blick aufs Schloss vom Liegestuhl aus genießen möchte. Einmal im Monat öffnen wir bei kulturellen Veranstaltungen Tür und Tor für alle Neugierigen. Dann sind schnell 100 – 200 Personen zu Besuch, was aber eher einer Dichte bei Schlechtwetter in Berliner Parks entspricht.
Ihr Tipp für den Brandenburg-Urlaub?
Dorthin gehen, wo sonst keiner ist. Ich selbst habe viel Zeit meines Lebens in Leipzig, Berlin und San Francisco verbracht und bin immer noch erstaunt und manchmal auch etwas verunsichert, wenn man hier bei einer Runde um den See schon mal zwei Stunden lang keinen anderen Menschen begegnet.
Fotos: Andra Schumann, Reinhard Milowski, Rene Kneese
Interview: Katrin Gewecke
Kontakt:
Schloss Lanke
Andra Schumann
Lanker Dorfstraße 10
16348 Wandlitz
Mehr Informationen unter: http://www.schloss-lanke.net