Altes Backhaus

von Liebling Brandenburg , , Seengebiet Oder-Spree

Nicht weit von der Oder, im kleinen Dorf Haselberg, haben Stefan Jülke und Julia Lichtenberg 2018 das Alte Backhaus Haselberg mit individuellen Ferienwohnungen eröffnet. 2015 hatten die beiden Ur-Brandenburger das halb verfallene Feldsteinhaus gekauft und seither umfangreich saniert. Die Wohnungen in dem denkmalgeschützten Wohn- und Stallgebäude auf einem ehemaligen Gutshof haben sie besonders auf die Bedürfnisse junger Eltern abgestimmt. Denn durch ihre eigenen zwei Kindern wissen sie ganz genau, worauf es im Urlaub ankommt. Die Wohnungen „Anton“, „Gerda“, „Hans“ und „Lotta“ für bis zu sechs Personen sind mit ihrer Mischung aus modernem Mobiliar und zeitlosen Klassikern nicht nur originell eingerichtet, sondern verfügen auch über eine Vollausstattung für Familien – vom Hochstuhl bis zum Kinderspielzeug. Im großen Garten des Hauses haben die Gastgeber einen Spielplatz mit Wasserpumpe, Sandkasten und Schaukel errichtet. Hängematten und Sitzecken bieten Platz zum Relaxen. Für Entdeckungstouren ins Umland – auf dem Oder-Neisse-Radweg, in die märkische Schweiz oder ins nahegelegene Buckow – stehen im Backhaus kostenlose Fahrräder in allen Größen zur Verfügung und an kalten Wandertagen wartet im Gewölbekeller eine wärmende Sauna.

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Herr Jülke, wie kam es dazu, dass Sie hier im Oderbruch ein Ferienhaus eröffnet haben?

Bevor wir Kinder hatten, sind meine Frau Julia und ich selbst viel durch die Welt gereist. Wir haben auf der ganzen Welt schöne Unterkünfte gesehen und tolle Gastgeber kennengelernt. Mit der Geburt unserer Tochter im Jahr 2013 wurden die Weltreisen weniger und wir haben Brandenburg neu für uns entdeckt. Da entstand die Idee, selbst Gastgeber zu werden. Haselberg liegt am Rand des Oderbruchs und meine Frau hat hierher familiäre Verbindungen. Es ist nicht weit weg von unserer alten Heimat – dem Barnim – und von unserer neuen Heimat – Berlin – schnell zu erreichen. Als wir 2015 hier das alte, halb verfallene Haus entdeckten, war es Liebe auf den ersten Blick. Die heutigen Grundrisse entstanden glaube ich schon am Tag der Erstbesichtigung.

Wissen Sie etwas über die Nutzung des Hauses vor Ihrem Kauf?

Der Gewölbekeller, in dem heute die Sauna ist, war vermutlich mal das Schnapslager einer Brennerei, bevor nebenan eine modernere Anlage gebaut wurde. Auf diesem alten Keller wurde im 19. Jahrhundert das heutige Haus gebaut. Zunächst als Backhaus, wo sich das Dorf zum Backen traf, später als Wirtschaftsgebäude des Gutshofs – mit Raum für Wäsche, Viehhaltung und Wohnen. Nach dem Krieg diente es als Wohnhaus, einige Jahre war noch eine Bäckerei untergebracht.

Wie gestaltete sich die Sanierung? 

Das Haus war nach dem Krieg stark beschädigt und wurde von der Familie des Vorbesitzers wiederaufgebaut. Baumaterial war knapp, es musste viel improvisiert werden. Man kann sagen, dass alles, was nach dem Krieg instandgesetzt wurde, baufällig war und was den Krieg überdauert hatte, hielt auch die 65 Jahre danach. Wir haben das Haus Stück für Stück entkernt und erhalten, was erhaltenswert war. Pflastersteine, die sich unter einem Betonfußboden fanden, wurden für eine Terrasse wiederverwendet, aus alten Fenstern wurden Schränke und Bilderrahmen, aus einem alten Kachelofen ein Kleiderschrank. Der Rückbau später eingesetzter Wände und abgehängter Decken brachte wieder Licht und Luft ins Haus, alte Bögen und preußische Kappendecken wurden wieder sichtbar. Da das Haus denkmalgeschützt ist, haben wir bei der Sanierung Baumaterialien verwendet, die in die Zeit passen und die alte Bausubstanz auch für die Zukunft konservieren. Am herausforderndsten war der Gewölbekeller, der quasi im Wasser stand. Er musste von innen abgedichtet und tiefergelegt werden, damit man sich nicht den Kopf stößt. Dabei lernt man eine Menge über Bauphysik.

Was war Ihnen bei der Einrichtung des Hauses wichtig? 

Feldsteinhäuser sind keine Seltenheit in Brandenburg. Das entscheidende ist, was man daraus macht. Uns war wichtig, den richtigen Mittelweg zwischen Design und Wohnlichkeit zu finden. Der Spruch mag etwas abgedroschen sein, aber deswegen ist er nicht weniger richtig: Form folgt Funktion, nicht andersherum – erst Recht, wenn man mit Kindern reist. Ich hatte schon vorher ein Faible für Möbel und es war natürlich toll, sich hier austoben zu können. Der Stil jeder Wohnung ist ein bisschen anders, eine Reise von den 40er-Jahren bis heute. Darunter sind sowohl einige Designklassiker als auch viel Selbstgebautes. Eine gute Mischung aus alt und neu, klar strukturiert und nicht überladen.

Was ist das Besondere an Ihrem Haus? 

Unser Haus ist ein Ort, an dem man sich zu jeder Jahreszeit wohlfühlen kann, nicht nur, wenn draußen die Sonne scheint. Die Wohnungen haben Kamine, es gibt eine Sauna und in den Küchen  kann man toll kochen und backen. Für Familien haben wir eine Vollausstattung – frei nach unserem Leitspruch „Alles da – für mehr Beinfreiheit im Auto“. Reisevorbereitungen mit Kindern können ganz schön stressig sein und wir wollen, dass unsere Gäste bei uns Urlaub ohne Kompromisse machen können. Wer einfach mal nichts machen möchte, findet in unserem großen Garten viel Gelegenheit dazu – von der Hängematte unter den alten Obstbäumen hat man einen prima Blick auf den Sandkasten, den die Kinder unter Wasser setzen, während sie den historischen Brunnen leerpumpen. Und wenn es doch mal kribbelt im Bein, gibt es Fahrräder im Haus.

Ihr Tipp für den Brandenburg-Urlaub?

Haselberg ist ein altes Gutsdorf mit 260 Einwohnern. Wenn nicht gerade Erntefest ist, ist hier nicht viel los. Und das ist Teil unseres Konzepts: Einfach mal runterkommen, sich vom stressigen Alltag erholen, Zeit für die Dinge nehmen, für die sonst keine Zeit ist. Dennoch gibt es in der Umgebung viel zu entdecken: Das Schiffshebewerk in Niederfinow, Kanu fahren auf der Alten Oder, Draisinefahren, Fahrradfahren entlang des Oder-Neiße-Radwegs, der Zoo in Eberswalde, Wandern in der Märkischen Schweiz, das Kloster Chorin. Manche Gäste sind überrascht, dass sie auch nach zwei Wochen noch nicht alles „abgearbeitet“ haben. Gerade für kleine Kinder sind es jedoch oft viel banalere Sachen, die in Erinnerung bleiben: Mit dem Bollerwagen in den Wald, vorbei an Feldern und wilden Obstbäumen, und Dinge entdecken, die für uns Erwachsene oft selbstverständlich sind.

Interview: Katrin Gewecke
Fotos: Alexandre Kurek

Kontakt:
Altes Backhaus
Stefan Jülke und Julia Lichtenberg
Hauptstr. 38
16269 Wriezen OT Haselberg

Weitere Informationen unter: https://www.backhaus-haselberg.de

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