Landhaus Luise
Paretz im Havelland hat eine lange Geschichte. Bereits im 12. Jahrhundert erstmalig urkundlich erwähnt, bekam das Dorf um 1800 überregionale Bedeutung, als Schloss, Schlosspark und Dorfanlage zur Sommerresidenz des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau Luise umgestaltet wurden. In dieser Zeit entstand auch der Gasthof von Paretz, den Familie Stich ab 2004 in mehrjähriger Sanierung zum heutigen Landhaus Luise umgebaut hat. In dem etwa 200 Jahre alten Gebäude, in dem seinerzeit die Besucher des Schlosses untergebracht waren, stehen heute zwei modern und komfortabel eingerichtete Ferien-Appartements mit Blick auf Schloss und Park zur Verfügung, die namentlich Königin Luise von Preußen und ihrer Schwester Prinzessin Friederike gewidmet sind. Die jeweils 80 m² großen Appartements im Landhaus verfügen über eine hochwertige Ausstattung und sind als Unterkunft für bis zu vier Personen geeignet. Paretz und Umgebung bieten eine Vielzahl interessanter Ausflugsmöglichkeiten. Neben der Besichtigung des Schlosses und des denkmalgeschützten Ortskerns von Paretz sowie Streifzügen durch die herrliche Natur des Havellandes eignen sich auch das nur 15 km entfernte Potsdam mit seinen vielfältigen Sehenswürdigkeiten oder die nahegelegene Hauptstadt für Erkundungstouren.
Herr Stich, wie sind Sie nach Paretz gekommen und was hat Sie an dem alten Gasthof gereizt?
Ich wohnte bereits seit 1972 in Potsdam. Da Paretz nicht weit entfernt liegt, habe ich diesen Ort schon bald kennen gelernt und er hat mich mit seiner hügeligen Moränenlandschaft und den umliegenden Gewässern schnell fasziniert. Das Dorf mit seinem klassizistischen Schloss ist zudem überschaubar und lässt sich in seiner Historie noch gut nachvollziehen. In den 1990er Jahren wurde ich durch Bekannte auf den denkmalgeschützten Gasthof mit Stall, der zum Verkauf stand, aufmerksam gemacht. Meine Frau und ich arbeiten in der Bauplanung und haben bereits eine große Anzahl von historischen Gebäuden saniert. Daher wussten wir um den hohen Aufwand bei der Instandsetzung alter Gebäude. Der überwiegende Teil des historischen Bestandes war jedoch noch erhalten oder zumindest nachvollziehbar und so haben wir diese Herausforderung gern angenommen. Jetzt freuen wir uns natürlich über das Sanierungsergebnis.
Wie war der Zustand des Hauses, als Sie mit den Arbeiten am Haus begonnen haben?
Nach dem 2. Weltkrieg sind Teile des Hauses kleinteilig umgebaut worden, um möglichst viele Flüchtlingsfamilien unterbringen zu können. Die Keller waren nass und durch die aufsteigende Feuchte hatte sich an verschiedenen Stellen der Echte Hausschwamm in den Decken und Dielungen angesiedelt. Durch Schornsteinveränderungen und Nassfäule ist die Dachkonstruktion außerordentlich stark geschädigt worden. Insgesamt befand sich das Gebäude in einem sehr sanierungsbedürftigen Zustand. Mit Hilfe des Paretzer Skizzenbuches, das die Grundrisse und Ansichten der historischen Gebäude beinhaltet, ließen sich die alten Grundrisse jedoch gut nachvollziehen. Durch einen Restaurator wurde auch ein Teil der ursprünglichen Anstriche freigelegt und zum Teil der Instandsetzung zugrunde gelegt.
Sind heute noch Spuren der ehemaligen Nutzung als Gasthof erkennbar?
Die historischen Grundrisse, denen ein Stube-Kammer-System für die damalige Unterbringung der Gäste zugrunde lag, sind noch in den Wohnungen nachvollziehbar. Der ehemalige Gastraum existiert in seinen alten Abmessungen. Der kleine Saal im Obergeschoss des Hauses war in seiner Konstruktion soweit erhalten, dass er nach Wiedereinbau der nach 1945 ausgebauten Holzgewölbedecke heute wieder in seiner originalen Form vorhanden ist. An die Nutzung als Gasthof erinnert der Herdblock der ursprünglichen Schwarzen Küche im Keller. Diese Küche muss sich jedoch nicht bewährt haben und wurde vermutlich schon im Laufe des 19. Jahrhunderts in das Stallgebäude verlegt. Dort existiert noch der Rauchfangbalken mit aufgemauertem Gewölbe und Schornstein.
Was macht das Landhaus Luise als Ferienort besonders?
Zum einen die Einbettung in das historische Ensemble des als Musterdorf preußischer Landbaukunst von David Gilly entworfenen und in den Jahren 1797 bis 1804 unter der Bauleitung von Martin Friedrich Rabe errichteten Dorfes. Unser Haus ist fester Bestandteil des Gilly-Entwurfs und wurde zur Zeit der Königin Luise als Gasthof des Dorfes zur Unterbringung von Gästen, insbesondere der Schlossgäste, in Stuben mit dazugehörigen Kammern genutzt. Die heutigen Ferienwohnungen sind natürlich den modernen Bedürfnissen angepasst. Man wohnt also nicht mehr in Stube und Kammer, sondern in 80 m² großen Wohnungen mit hohem Komfort. Trotzdem ist vielen unserer Gäste durchaus bewusst, an welch historisch bedeutsamen Ort man sich hier befindet. Und natürlich fragen sich die Gäste, wer wohl alles schon hier übernachtet haben könnte: Prinzen und Prinzessinnen anderer fürstlicher Häuser, Mitglieder der Hofgesellschaft, David Gilly, Theodor Fontane? Letzterer hat Paretz drei Mal besucht und den Ort und seine königlichen Sommergäste auch in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ erwähnt. Leider existieren keine Aufzeichnungen dazu und damit auch keine Beweise für den Aufenthalt berühmter Persönlichkeiten hier im Haus.
Zum anderen haben wir uns beim Umbau bemüht, die alte Bausubstanz soweit als möglich zu erhalten, sowie die Ferienwohnungen möglichst schlicht, modern und hochwertig einzurichten. Bisher haben sich unsere Gäste in der Kombination aus historischem Ort, denkmalgerechter Sanierung des Hauses und moderner Einrichtung sehr wohl gefühlt.
In Paretz finden zudem eine Vielzahl interessanter kultureller Veranstaltungen statt…
Ja, der Ort hat nur rund 400 Einwohner, bietet aber das ganze Jahr hindurch ein reiches kulturelles Leben. Eine ehemalige Gutsscheune wurde denkmalgerecht von der Stiftung Paretz zu einer Kulturscheune saniert. Dieses Gebäude steht den Paretzer Vereinen und vielen Kooperationspartnern aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales zur Verfügung. Es gibt hier viele Menschen, die die Schönheit und Besonderheit des Dorfes erkannt haben und etwas für Paretz bewegen wollen. Die Nähe zu Berlin und Potsdam hilft uns natürlich, um die angebotenen Veranstaltungen auch mit Leben zu füllen. Das ist wichtig für alle diejenigen, die mit viel Energie und Herzblut versuchen, etwas auf die Beine zu stellen.
Ihr Tipp für den Brandenburg-Urlaub?
Für einen Urlaubstag in Paretz empfehle ich eine Radtour auf dem sehr schön ausgebauten Havelradweg. Man setzt mit der Ketziner Fähre über und radelt dann durch die herrlichen Weiten der Havellandschaft. Fährt man flussabwärts, kommt man in die Stadt Brandenburg, von der auch das Bundesland seinen Namen hat. Mit seiner über 1000-jährigen Siedlungsgeschichte bietet es ein vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot. Biegt man hinter der Ketziner Fähre flussaufwärts Richtung Phöben ab, besteht in den Sommermonaten die Möglichkeit mit einem Wassertaxi nach Töplitz überzusetzen. Im ortsansässigen Weingut Klosterhof Töplitz kann man dann mit einem Glas Wein die Aussicht über die Weinberge genießen. Zurück in Paretz gibt es im Sommer an Sonntagen die Möglichkeit, im sehr idyllischen Garten der Rosenvilla unter alten Bäumen Platz zu nehmen und bei einer Tasse Kaffee und einem Stück selbstgebackenem Kuchen den Tag ausklingen zu lassen.
Fotos: Susanne Stich
Interview: Katrin Gewecke
Kontakt:
Landhaus Luise
Sibylle und Wolfgang Stich
Parkring 23
14669 Ketzin/Havel OB Paretz
Mehr Informationen unter: http://www.landhaus-luise.de