Alte Schule Brandenburg
Die ideale Fotokulisse für ein perfektes Brandenburg-Wochenende liegt wohl hier, in Sechzehneichen im Nordwesten von Berlin: Eine alte Dorfschule in der Prignitz, liebevoll renoviert und eingerichtet, umgeben von einem großen Grundstück mit alten Obstbäumen, wilder Blumenwiese und gackernden Hühnern. Corinna Kassner hat das 1920 erbaute Gebäude in dem 65-Seelen-Örtchen von der Gemeinde gekauft und grundlegend saniert. Die 140m² verteilt auf zwei Wohnungen sind ebenso stylisch wie geschmackvoll und bieten zusammen Platz für bis zu neun Personen. Viele Ideen hat die 39-jährige Gastgeberin, die zuletzt in der Verlagsbranche arbeitete, von ihrer Weltreise mitgebracht und das Haus mit einem gekonnten Mix verschiedener Stilelemente eingerichtet. Im 1.200 Quadratmeter großen Garten kann man an warmen Sommertagen wunderbar entspannen und sich an lauen Abenden sogar sein eigenes Open Air Kino an die Hauswand beamen. Wen es in die Umgebung zieht: Rundherum warten idyllische Natur und in der Nähe auch der Kyritzer Ober- und Untersee zum Baden. Da die Wahl-Berlinerin Kassner die Prignitz schon von vielen eigenen Sommerurlauben auf dem Land kennt, will sie diese Gefühlswelt auch ihren Gästen vermitteln. Deswegen sind neben Urlauben auch Events wie zum Beispiel Junggesellinnenabschiede bei ihr buchbar, inklusive Erlebnispaketen und Dekoservice: Das „perfekte Brandenburg-Wochenende“ eben.
Frau Kassner, wie haben Sie das Haus (oder das Haus Sie) gefunden?
Zwei meiner Brüder haben seit über 20 Jahren Ferienhäuser in der Gegend – einer ein altes Bauernhaus, auch in Sechzehneichen, und der andere ein altes Gutshaus in Wulkow, im Ort neben Sechzehneichen. Ich habe schon so viele schöne Zeiten dort verbracht, tolle Feste gefeiert und sensationelle Urlaube mit Freunden gemacht. Eines Tages habe ich die Info erhalten, dass eines der schönsten Häuser in Sechzehneichen verkauft werden soll. Das musste dann einfach meins werden! Das Ganze hat sich dann allerdings noch ein Jahr gezogen und es wurde eine stille Auktion durchgeführt, was ganz schön nervenaufreibend war. Ich habe das Haus erst einmal als eigenes Ferienhaus gekauft, aber immer mit dem Hintergedanken, es auch zu vermieten. Nach und nach entstand dann die Idee, zusätzlich zur Vermietung auch Erlebnis-Pakete für Instagram-wütige Jungeselinnen-Abschiede und Mädelsgruppen mit anzubieten.
Der Name „Alte Schule” spricht ja für sich: Was wissen Sie über die Geschichte des Hauses?
Die Alte Schule wurde 1920 gebaut und war die Dorfschule in Sechzehneichen. Einige Handwerker, die während der Renovierung zu mir kamen, berichteten zum Beispiel, dass ihre Eltern hier zur Schule gegangen sind. Mein Großvater väterlicherseits war Lehrer und so habe ich die Entdeckung der Alten Schule als kleinen Wink des Schicksals gesehen. Bis zuletzt gehörte das Haus der Gemeinde und wurde vermietet, das alte Klassenzimmer wurde als Gemeindezimmer genutzt – heute ist es eine eigenständige Ferienwohnung.
Mussten Sie viel umbauen? Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit?
Fenster und Dach waren zum Glück relativ neu und ich musste auch keine Leitungen oder ähnliches erneuern. Das Haus war aber ansonsten extrem renovierungsbedürftig. Es wurde unter anderem eine Wand entfernt, um Weite zu schaffen. Die Böden waren entweder in Ochsenblut gestrichen oder es lag noch Linoleumboden über den Dielen. Linoleumboden zu entfernen, gehört bis jetzt für mich zu den schlimmsten und anstrengendsten Arbeiten am Haus – ich war noch nie so schweißgebadet. Es gab auch einige Überbleibsel aus früheren Tagen im Haus. Am meisten habe ich mich über die alten Schulstühle unter dem Dach gefreut. Bis heute wird übrigens weiterhin nur mit Holz und Kohle geheizt. Wer hier in kälteren Monaten zu Besuch kommt, geht also „back to the roots“ und kann sich erfreuen, Feuer in den Öfen zu machen und aus der Scheune regelmäßig Holz zu holen.
Was war Ihnen bei der Gestaltung wichtig?
Ich verreise unheimlich gerne und lege extrem viel Wert auf Unterkünfte, die mich inspirieren. Mir war es wichtig, mit „wenig“ Geld viel rauszuholen. Viele Leute waren z.B. der Meinung, dass ich ein neues Bad einbauen lassen soll, aber ich habe mich dafür entschieden, einfach die Fliesen zu überstreichen, die Bodenfliesen mit einer Masse im Betonlook zu überspachteln, neue Armaturen anzubringen und die Duschwand gegen eine Kupferstange mit Duschvorhang auszutauschen. Außerdem habe ich sehr viel von meinen Brüdern überlassen bekommen und integriert. Sofa, Sessel, Esszimmertisch und -bank sind z.B. vom Großvater meiner Brüder selbst geschreinert und geben dem Ganzen eine persönliche Note. Ursprünglich war geplant, die Schule noch mehr im Urban/Industrial Design einzurichten, aber auf meiner Weltreise, die ich im letzten Jahr gemacht habe, war ich so vom Einrichtungsdesign in Kalifornien und Australien begeistert, dass ich dann unbedingt noch Holz-, Korb- und Bohemian-Elemente sowie erdige Töne integrieren wollte, um auch etwas Strandhaus Feeling zu erlangen.
Ihr Tipp für den Brandenburg-Urlaub?
Ich liebe die Seen, die Natur und die Wildtiere, die einem regelmäßig über den Weg laufen. Für Vintage-Liebhaber lohnt sich die Anreise von Berlin über die B5, weil hier ein Antik-Laden nach dem anderen aufgereiht ist. Und mein absolutes Highlight ist in zehn Minuten Entfernung der Untersee mit dem „Insl“-Garten inkl. Biergarten auf einer kleinen Insel. Hier wird jeder Besuch direkt hingekarrt. Ab auf den Steg, mit dem dort hängenden Hammer auf die Bratpfanne hauen, warten, bis der Fährmann mit seinem Kutter angefahren kommt und einen zur „Insl“ fährt. Es ist so eine süße, liebevoll gestaltete Location mit Lichterketten, Wimpeln, etc. und richtig gutem Essen!
Fotos: Corinna Kassner
Interview: Katrin Gewecke
Kontakt:
Alte Schule Brandenburg
Corinna Kassner
Kyritzer Str. 33
16866 Sechzehneichen
Mehr Informationen unter: www.alteschulebrandenburg.de