Das Schnitterhaus
Das Schnitterhaus ist ein ehemaliges Tagelöhnerhaus aus den 1920er Jahren. Lange unbewohnbar, haben Tim Göckel und sein Partner Marc-Rajan Köppler es auf den Grundmauern des Ursprungsgebäudes wiedererrichtet und bis Sommer 2019 in aufwändiger Detailarbeit in ein einladendes Ferienhaus verwandelt. Beim Umbau haben der Professor für Holzbau und der promovierte Gartenarchitekt eine besondere Bauweise aus Vollholzelementen angewendet, die in ihrer Konstruktion und dem Material für das Aufenthaltsgefühl im Schnitterhaus prägend sind. Das Ferienhaus verfügt in zwei Geschossen über eine Grundfläche von ca. 150m² und ist für sechs Personen ausgelegt. Im Gebäude gibt es drei individuell gestaltete Doppelzimmer, zwei Badezimmer und einen Hauswirtschaftsraum. Zentrum des Schnitterhauses bildet die Wohnhalle, die sich bis unter das Dach erstreckt und in der sich ein heller und kommunikativer Wohnbereich mit offener Küche, Esstisch und einer Sitzecke mit Kaminofen befindet. Die Einrichtung des Hauses ist hochwertig und im skandinavischen Stil gehalten. Bei der Ausstattung haben der 42-jährige und sein Partner bewusst auf einen Fernseher verzichtet. Dafür gibt es Literatur, eine Hifi-Anlage, Gesellschaftsspiele, eine Veranda mit Morgensonne und einen 1000m² großen Garten mit Gartenliegen, Tischen, Stühlen und Sonnenschirm. Direkt angrenzend befindet sich die 3ha große Alte Gärtnerei, eine Gartenlandschaft aus Wiesen, Wald, einer großen Obstwiese und viele verschiedenen Anpflanzungen, die die Gastgeber in jahrelanger Arbeit konzipiert und neu gestaltet haben. Bei Interesse werden von den Beiden hier auch Führung organisiert.
Herr Köppler, welche Geschichte hat das Schnitterhaus und wie haben Sie und das Haus zusammengefunden ?
Mein Partner und ich haben 2005 zusammen das Gelände der Alten Gärtnerei gekauft - ein verwildertes Grundstück der ehemaligen Gärtnerei in Groß Sperrenwalde mit ca. 2,5ha Obstwiesen, verfallenen Gewächshäusern und dergleichen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es Teil der damals noch vorhandenen Gutsanlage gewesen. In den nächsten neun Jahren haben wir uns dann immer mehr dem Gelände „genähert“. Wir haben es behutsam mit seinem Charakter erschlossen und im Sinne der englische Gartengestaltung als Anlage unter freiem Himmel immer weiter entwickelt – gleich einem “neuen Haus” mit verschiedenen Zimmern. 2014 haben wir dann ein direkt angrenzendes Grundstück erworben, auf dem sich u.a. auch ein Tagelöhnerhaus mit angrenzendem Stallgebäude befand. Beide Häuser waren damals in einem stark verfallenen Zustand, so dass ein Wiederaufbau für uns nicht in Betracht kam, jedoch kam es anders. Wie schon zuvor bei der Entwicklung der Gärtnereifläche entdeckten wir nach und nach den Reiz der alten Strukturen und formten so Ideen und schließlich die Ansätze zum Wiederaufbau. Zuerst begannen wir mit dem Stallgebäude, bevor wir dann mit Hilfe von LEADER-Mitteln das Tagelöhnerhaus zum Schnitterhaus verwandelt haben.
Wie sind Sie an die Sanierung bzw. den Umbau des Hauses herangegangen?
Beide Häuser sowie natürlich auch der Garten sind von uns geplant und in der Ausführung intensiv begleitet bzw. selbst umgesetzt worden. Beim Schnitterhaus handelt es sich um ein altes „Schnitter-Haus“, das zum Zeitpunkt des Erwerbs leer stand und z.T. eingefallen war. Beim Wiederaufbau haben wir das Haus zunächst in eigener Arbeit entkernt. Mit Hilfe von regionalen Baufirmen sind dann das Dach, die Giebel und die Böden entfernt worden, bis nur noch die Außenmauern mit den alten Fenster- und Türlöchern übrig waren. Die Dorfstruktur, die äußere Kubatur im Dorfgefüge und die Lage des alten Hauses auf dem Grundstück waren für uns wichtige Planungsparameter. Daher haben wir uns für den aufwändigen Schritt entschieden, das Haus von den Grundmauern ausgehend neu aufzubauen. Da mein Partner Professor für Holzbau ist, war klar, dass das Innenleben des neuen Baukörpers sich mit dem Material Holz befassen muss. So sind dann auch das Obergeschoss sowie die Decken in Holztafelbauweise entstanden. Hierfür ist eigens eine Baufirma aus Österreich gekommen. Noch heute kann man die Bauweise des Baukörpers im Innenleben, an Decken und im Dachgeschoss, erkennen.
Was war Ihnen bei der Gestaltung des Ferienhauses wichtig, welche Ideen haben Sie bei dabei verfolgt?
Im Innenausbau haben wir uns eine klare Ausbaulinie zum Ziel gesetzt, bei der die Bauweise des Hauses erlebbar sein soll und nicht durch eine Vielzahl an Materialien in der Wahrnehmung verloren geht. Daher ist das Material Holz überall wiederkehrend. Neben den Decken betrifft dies die Fußböden, das Material der Fenster und Türen und die Möbel, die zu großen Teilen aus Vollholz bestehen. Kontrastiert wird dieser Stil im Innenausbau mit einer Stahlkonstruktion, die als Treppe und schließlich als Steg zur Erschließung der Zimmer im Obergeschoss dient. Sie dominiert die im Zentrum liegende Wohnhalle und ist nicht nur ein Nutzgegenstand, sondern im weiteren Sinne ein baukünstlerisches Objekt, da sämtliche Auflager verdeckt konstruiert sind und die Treppe daher am Fuß sowie an den Auflagepunkten des Steges zu schweben scheint. Ihre Farbe (schwarz) und das Material (Stahl) werden in weiteren Details im Raum wieder aufgegriffen. Ergänzt wird diese zurückhaltende, kühle Architektur mit Möbeln im unverschnörkelten skandinavischen Design, mit teilweise dominanten Polsterfarben. Die Farben sollen wie das „Salz in der Suppe“ die Atmosphäre bereichern bzw. eine Persönlichkeit vermitteln. Einige der Möbelstücke im Haus sind zudem aus alten Materialien des Gebäudes von uns selbst hergestellt worden und beziehen damit die spezifische Geschichte des Hauses in die Gestaltung ein. So haben wir z.B. die Tischplatte des großen Esstisches aus den alten Zimmerdielen und die Sitzfläche der Verandabank aus der alten Deckenverschalung gebaut. Insgesamt ist damit ein Haus entstanden, dass sich nach Außen traditionell ins Dorfbild eingliedert und Innen ein klares aber wohnliches Design mit vielen kleinen Details aufweist.
Haben Sie einen Lieblingsplatz ?
Wir mögen am Haus, dass es sowohl Rückzugsmöglichkeiten als auch Bereiche gibt, die einem gemeinsamen Zusammensein dienen, wie der große Küchen- und Essbereich. Dazwischen gibt es Orte, wie z.B. die Sitzecke oder die Veranda, wo man zwar räumlich separiert ist, aber dabei dennoch den visuellen Kontakt zueinander halten kann. Es findet sich damit ein breites Nutzungsspektrum. Ein besonderer Ort für mich ist die Veranda. In den frühen Morgenstunden ist hier die erste Sonne des Tages zu sehen. Die große Glasfront erzeugt einen lichtdurchfluteten Raum, der selbst bei diesigen Stunden noch hell ist und dank der Heizung im Winter als zusätzliches Zimmer genutzt werden kann. Es funktioniert gleich einer „kleinen Neugierde“, denn von hier aus hat man das ganze Geschehen auf der Dorfstraße im Blick ohne selber gesehen zu werden – ein Umstand, der aus der erhöhten Bauweise resultiert.
Ihr Tipp für den Brandenburg-Urlaub?
Für uns bedeutet die Alte Gärtnerei Abstand zum hektischen Alltag. Es ist durchaus möglich das Gelände zu betreten und -vorausgesetzt der Kühlschrank ist gefüllt- kein Bedürfnis zu entwickeln, Haus und Garten verlassen zu müssen. Die Kombination aus komfortablem Haus mit der Möglichkeit zu kochen, zu lesen, zu entspannen oder im Winter in die Flammen des Kamins zu schauen und den Möglichkeiten, die der Garten bietet, nämlich Gartenkunst und Natur zu betrachten, Obst zu ernten oder einfach nur Wind, Sonne und Wetter wahrzunehmen und dabei Schmetterlinge, Stieglitze oder seit neustem unsere frei laufenden Zwergenten zu beobachten, sind schon genug, um Abstand und Erholung zu finden. Falls der Drang zur Bewegung überhandnimmt, bietet sich die hügelige, seenreiche und waldreiche Landschaft an, Spaziergänge, Wanderungen oder Radtouren zu unternehmen. Im Sommer gibt es außerdem zahlreiche Möglichkeiten zum Schwimmen oder für andere Wassersportarten in der Umgebung.
Interview: Katrin Gewecke
Fotos: Marc-Rajan Köppler
Kontakt:
Alte Gärtnerei Uckermark
Marc-Rajan Köppler & Tim Göckel
Seestr. 36
17291 Groß Sperrenwalde
Mehr Informationen unter: https://alte-gaertnerei-uckermark.com