Re:hof Rutenberg
Mit der Umwandlung des ehemaligen Pfarrhofes und seinem alt eingewachsenen Garten in den Re:hof Rutenberg bieten Martin Hansen und Marieken Verheyen eine Form von Landurlaub an, die sie sich selbst immer gewünscht aber nur selten gefunden haben. “Re:” im Sinne von “wieder neu” ist das Motto, dass das Künstlerpaar aus Amsterdam dem Hof gab, als sie 2012 in die Uckermark zogen, um den Dreiseitenhof als ehemaliges Dorfzentrum Rutenbergs wiederzubeleben. Nachdem das 1870 vom Dorfpastor erbaute Backsteinhaus im weiteren Verlauf zunächst als Postamt und später als Rüstzeitenheim genutzt wurde, standen der Hof und die dazugehörigen Stallungen viele Jahre leer – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Bausubstanz und den Garten. Mit viel Herzblut, kreativem Potenzial und unter Mithilfe vieler Freiwilliger haben die beiden Niederländer die ruinösen Gebäude und die Unkrautwildnis in drei Jahren zu neuem Leben erweckt und in einen ungewöhnlichen Ferienort verwandelt. Heute werden auf dem Re:hof, der versteckt hinter der kleinen Dorfkirche aus dem 12. Jahrhundert liegt, acht sehr besondere Ferienunterkünfte angeboten: Drei großzügig gestaltete Lofts auf dem Heuboden des ehemaligen Stallgebäudes, interessante Architektenpavillons mit Kaminofen und großen Glasfronten Richtung Natur, eine moderne, romantische Ferienwohnung im Pfarrhaus und eine rollstuhlgerechte Wohnung an der Südseite des Hofgebäudes. Den Gästen steht zudem das gesamtes Gelände zur Verfügung, mit altem Pfarrgarten aus dem 19. Jahrhundert, Sauna-Ensemble mit Blick in die alten Obstbäume, verschiedenen Terrassen und Feuerstellen und die große Scheune, das Herz des Hofes, die auch für Kurse, Feiern und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein Hofladen bietet biologische Produkte von regionalen Produzenten, saisonales Gemüse aus dem Garten, Selbstgemachtes und alle Zutaten für ein leckeres Frühstück. Direkt hinter dem 2 ha großen Grundstück beginnt der Naturpark Uckermärkische Seen mit seinen ausgedehnten Buchen- und Kiefernwäldern, Wiesen, Äckern und Seen. Der klare Kronsee mit kleinem Sandstrand ist in fünf Minuten zu Fuß erreichbar.
Frau Verheyen, Sie sind aus Amsterdam nach Rutenberg gezogen. Was hat Sie als Künstler an diesem Ort und der Gegend gereizt?
Wir haben drei Jahre nach einem geeigneten Ort gesucht, zuerst in Frankreich, in den Niederlanden, Italien und in verschiedenen Regionen in Deutschland. Den idealen Ort gibt es nur im Kopf, alles hat Vor- und Nachteile. Wir wollten z.B. nie mitten im Dorf wohnen und keine alten Gebäude renovieren. Jetzt ist es genau so gekommen! Es ist ein Bauchgefühl, das einem sagt “Ja, hier ist es. Hier kann ich meine Ideen umsetzen.” In Rutenberg waren es vor allem die alten Bäume, die uns gefielen, und die Lage und Proportionen des Hofes. Zusammen mit der Kirche ist der Pfarrhof wie ein kleines Dorf im Dorf. Natürlich lieben wir auch die Umgebung. Wo gibt es in Deutschland noch diese Weite, diese endlosen Wälder und diese gute Luft? Und als ich in das unglaublich klare Wasser des Sees hier im Dorf sprang, da hatte es mich gepackt.
Was wissen Sie über die Vorgeschichte des Hofes und wie war der Zustand?
Als wir hier ankamen war alles verwildert. In der Scheune wuchsen Bäume, und das Dach drohte einzustürzen. Das Pfarrhaus und das Stallgebäude waren in Hand einer “Mieterin”, die hier zwar nicht wohnte, aber ihren Müll lagerte und alles verkommen ließ. Beim Aufräumen kamen einige Dinge wie auch Alltagsgegenstände aus DDR- Zeiten zum Vorschein, die wir nun in unserem Hausmuseum ausstellen. Im Sommer schauen regelmäßig Leute vorbei, die hier früher ihre Kinderfreizeit verbrachten und mit viel Sentimentalität zurückdenken.
Sie haben dem Pfarrhof den Namen Re:hof Rutenberg gegeben. Welches Konzept steht dahinter, und wie haben Sie es bei der Entwicklung des Hofes umgesetzt?
Wenn man aufs Land zieht und das Stadtleben hinter sich lässt, setzt man sich zwangsläufig auch mit unserer modernen Lebensweise auseinander: Auf was muss ich da “draußen” verzichten, welche neuen Qualitäten kommen hinzu? Aus diesen Gedanken und Erfahrungen ist die Konzeption unseres Hauses entstanden. Das “Re:” im Re:hof ist als Aufforderung zu verstehen, die Situation, in der wir leben, einmal neu zu überdenken, zu rekapitulieren. Ganz beiläufig versuchen wir mit unserem Angebot und der Gestaltung des Hofes unsere Gäste zur Kontemplation zu verführen. Das klingt beinahe nach Kloster, dreht sich aber bei uns vor allem ums Genießen, darum, den “Luxus der Einfachheit” zu erfahren: Statt Fernsehen aus dem Fenster gucken, statt Internet Kräuter suchen. Einfach soviel Zeit wie möglich draußen verbringen – die Natur fühlen, riechen, hören und sich selbst erden, wie man so schön sagt. Ferien sind ein guter Moment, um für kurze Zeit einmal ein anderes Leben auszuprobieren.
Was war Ihnen bei der Gestaltung der Ferienwohnungen wichtig?
Ausgangspunkt bei unseren Entwürfen ist es immer, einen Ort zu schaffen, der zum gemütlichen “Rumhängen” und zum Nichtstun einlädt, woraus sich ganz unterschiedliche Aktivitäten entwickeln können. Im Holländischen nennt man das lanterfanten. Verschiedene Ebenen, Aussichten, Durchblicke, wechselnde Lichtsituationen, Materialität – eigentlich sind das die üblichen Parameter, die jedem Architekten zur Verfügung stehen, die aber oft funktionalen Sachzwängen und einem vermeintlichen Durchschnittsgeschmack zum Opfer fallen. Man kann mit Ferienwohnungen einfach viel spielerischer umgehen. Das Raumerlebnis wird Teil des Ferienerlebnisses. Vielleicht ist es das, was die Leute bei uns oft als typisch holländisch empfinden.
Sie haben beim Umbau des Hofes baubiolgische und umweltfreundliche Aspekte in den Vordergrund gestellt und wollen langfristig so weit wie möglich selbstversorgend und energieunabhängig leben…
Ja natürlich, wer möchte in einem aus giftigen und umweltschädlichen Materialen gebauten Haus wohnen und abhängig von der Lebensmittelindustrie und den Energieunternehmen sein? Das ist ja ein Vorteil, wenn man aufs Land zieht. Die Handlungsspielräume, ökologisch zu leben, vergrößern sich. Ausgenommen davon sind leider die vielen Wege, die wir und unsere Gäste mit dem Auto zurücklegen müssen. Aber daran arbeiten wir noch.
Mit den Pavillons bieten Sie drei architektonisch sehr besondere Übernachtungsmöglichkeiten an, die Mitte 2016 fertig sein werden. Wie kamen Sie auf die Idee?
Wir hatten in der Nähe von Amsterdam ein Gartenhaus, das wir immer weiter umgebaut haben, bis es einem einfachen, modernistischen Haus glich. Man kam dorthin und war sofort entspannt. Daraus ist die Idee entstanden, mehr von solchen Häuschen zu entwickeln und touristisch anzubieten. Die üblichen Ferienhaussiedlungen sind doch meistens schrecklich lieblos gemacht. Viele Anregungen haben wir aus den skandinavischen Ländern und Neuseeland, wo die Ferienhauskultur auf einem ästhetisch sehr hohen Niveau ist.
Welche weiteren Pläne gibt es?
Es gibt noch viel zu wenig Kunst auf unserem Gelände! Die Kunst, die uns vorschwebt, ist weniger Dekoration an der Wand, als ästhetische Eingriffe, die in den jeweiligen Ort integriert sind. Das braucht Zeit, die richtigen Leute im richtigen Moment am richtigen Ort. Das gilt auch für kulturelle Veranstaltungen. Mit dem Umbau haben wir jetzt die Basis gelegt, den Kuchenboden. Jetzt kommen die Kirschen drauf, und am Schluss noch die Sahne und Schokostreusel.
Fotos: Marieken Verheyen
Interview: Katrin Gewecke
Kontakt:
Re:hof Rutenberg
Martin Hansen und Marieken Verheyen
Dorfstrasse 23
17279 Lychen OT Rutenberg
Mehr Informationen unter: www.rehof-rutenberg-ferienhaus-brandenburg.de